Astrid  Zwick
 

Februar 1934

In drei Objekten und einer Installation auf dem Fußboden verarbeite ich die Ereignisse des 13.Februar 1934 mit künstlerischen Mitteln. Damals wurde der Ort «Schlingerhof» zum Brennpunkt einer bewaffneten Auseinandersetzung unversöhnlicher politischer Kräfte in Europa. Durch die Verwendung einer ganzen Reihe unterschiedlicher Techniken aus dem Bereich der Keramik wird die Bedrohung des menschlichen Lebens durch autoritäre Gewalt und deren Auswirkungen verdeutlicht.
Referenzwerk ist Isa Gentzkens Bespielung des Platzes vor der Überwasserkirche in Münster, Deutschland, 2007. Die Methode des Verhandelns von sehr schwierigen Themen mit zierlichen Elementen ermöglicht ein hohes Maß an Empathie.
Die Verwendung von Keramik in den drei Objekten «Februar 1934», «Order!» und «Brüder» verdeutlicht die Balance von Zerbrechlichkeit und Robustheit gesellschaftlicher Ordnung.
Das Konzept ist das Resultat einer monatelangen intensiven Beschäftigung mit der Geschichte des einzigartigen Ortes, die in die heutige Zeit hinein wirkt. Die Präsentation berührt auf verspielte Weise verschiedene Fragenbereiche. Dazu zählen die allgemeine Menschlichkeit, der Klimawandel, die Rolle des Denkens innerhalb von Machtstrukturen und deren Grenzen.
Die Rauminstallation der 350 kleinen Terrakotta-Figurinen «Zug der Schlingerhof-Gefangenen» erinnert an die Terrakotta-Krieger von Qin Shi Huang. Doch im Gegensatz zu den bewaffneten Kriegern sind es harmlose kleine Zivilpersonen in Alltagskleidung. Der besondere Wert der Demokratie im Gegensatz zu willkürlichen Formen von Staatsgewalt, sowie die Verantwortung des Einzelnen sind damals wie heute aktuell. Die kleine Engelfigur versinnbildlicht die Nächstenliebe, die bei der Beschießung der Zivilpersonen aus den umliegenden Gebäuden gefehlt hat.
Ausstellungsbesucher, die persönliche Beziehungen mit damals beteiligten Menschen haben oder hatten, sind eingeladen, sich eine der dreihundertfünfzig Miniaturfiguren mit nach Hause zu nehmen.